Auf den Namen Emanuele Conegliano werden sich nur wenige einen Reim machen können und wenn man sein Pseudonym — genauer: seinen Namen als Erwachsener — erfährt, werden sich die meisten sagen: «Ach so! Ja, natürlich kenne ich den!» — Ich bin jedoch ziemlich sicher, dass die schier unglaubliche Vielfalt der Leistungen, die dieser außerordentliche Mensch in seinem langen Leben vollbracht hat, besonders jene erstaunen wird, die ihn zu kennen glauben. weiter lesen >
Rattenfänger: Lessing, «Nathan der Weise»
Der reiche Jude Nathan kommt von einer Geschäftsreise zurück und erfährt, dass seine Pflegetochter Recha von einem christlichen Tempelherrn aus dem brennenden Haus gerettet worden ist. Der Ordensritter wiederum verdankt sein Leben Saladin, dem muslimischen Herrscher Jerusalems. Der Sultan hat ihn seinerseits als einzigen von zwanzig Gefangenen begnadigt, weil er seinem verstorbenen Bruder Assad ähnlich sieht. Der rational denkende Nathan ist trotz dieser glücklichen Umstände nicht bereit, ein Wunder zu vermuten oder gar zu erkennen. Er überzeugt auch Recha davon, dass es töricht sei, an Schutzengel zu glauben. weiter lesen >
Von den drei Ringen
«Mein Freund, ich habe schon von vielen gehört, du seiest weise und habest besonders in göttlichen Dingen tiefe Einsicht. Darum wüsste ich gern von dir, welches unter den drei Gesetzen du für das wahre hältst, das jüdische, das sarazenische oder das christliche.» weiter lesen >
Der Satz
Musik Mauricio Kagel / Alberigo Tuccillo In diesem Satz stehtzweimal nichts und dreimal und,zweimal in, zweimal diesem,zweimal Satz, zweimal steht,neunmal zweimal, zweimal neunmal,zweimal dreimal, zweimal sonstund sonst nichts.
Schwachsinnig klug
Worauf ich aber nach dieser langen Einleitung eigentlich hinaus will, ist der ‹trockene Humor›! weiter lesen >
Gavotte en Rondeau
Ich mochte es ganz besonders, mich auf der anderen Seite der Gasse auf den Hydranten zu setzen, um von dort aus seiner Kunst zu lauschen, um seinen flinken Bogen zu bestaunen, wie er bald zärtlich weiche Töne aus den Saiten streichelte, bald hart am Steg strenge Akkorde kratzte, um dann in schelmischem Spiccato über die Oktaven zu hüpfen und zu tanzen. Eine Viertelstunde saß ich da, ab und an eine halbe, selten länger. weiter lesen >
Azzurra
Vor diesem grauen Hintergrund zogen sich die kaum sichtbaren Drähte der Telefonleitungen, auf denen sich Abertausende von Vögeln versammelt hatten. Das Bild erinnerte Don Luigi an Notenlinien einer Partitur. Einer düsteren Partitur.
— «Das DIES IRÆ», sagte er zu sich, während er gekrümmt vor Anstrengung seinen schweren Koffer zum Bahnhof schleppte, «es ist das DIES IRÆ». weiter lesen >
«Die Leuchtturmgeschichte» neu aufgelegt
Die vergriffenen, im Moment nur antiquarisch erhältliche «Leuchtturmgeschichte» ist vollständig überarbeitet worden und wird im Herbst 2022 neu aufgelegt. Sie wird, wie die «Literarischen Amuse-Bouche» in der edition kalliope erscheinen. weiter lesen >
ʼO SOLE MIO
Es gibt offenbar einige Irrtümer zu berichtigen über das wohl berühmteste, aber so häufig wie kaum ein anderes missverstandene neapolitanische Lied. Zum schlechten Ruf der vermeintlichen Schnulze wird wohl allein schon die nicht auszumerzende falsche Schreibung des Titels beigetragen haben! …
Literarische und musikalische Amuse-Bouche
Eines der entzückendsten Gedichte des italienischen Romantikers Giacomo Leopardi – sein wohl berühmtestes – heißt «Il sabato del villaggio» (Samstag auf dem Dorfe). Trotz des Titels ist in den anmutigen Versen jedoch kaum von der Erschöpfung der Bauern am Ende der harten, strapaziösen Woche, sondern vornehmlich vom Sonntag die Rede, wenn Herr und Magd, Bäuerin und Knecht endlich ausruhen und sich festlich kleiden werden. weiter lesen >