ATELIER-KONZERT 69, SONNTAG, 16.6.24 |18:00, St.-Johanns-Vorstadt 16, 4056 Basel — Franziska Badertscher und Giovanni Fornasini spielen Werke von: Philippe Gaubert, Camille Saint-Saens, Cécile Chaminade, Claude Debussy, Pierre Sancan, Gabriel Fauré, André Caplet
Giovanni Fornasini, geboren in Padua, begann im Alter von fünf Jahren Klavierunterricht zu nehmen. Er studierte Klavier und Cembalo in Padua. Während seines Studiums gewann er Stipendien und Preise in Klavierwettbewerben. Im Jahr 2006 konzertierte er als Solist mit dem Orchestra di Padova e del Veneto in Padova. Zahlreiche Meisterkurse brachten ihn in Kontakt mit berühmten Pianisten wie: Aldo Ciccolini, Benedetto Lupo, Howard Shelley. Seit 2006 setzte er sein Studium in der Schweiz an der Hochschule für Musik der Stadt Basel fort. Er studierte Klavier bei Professor Filippo Gamba (Abschluss zum Diplom Klavierlehrer und Konzertpianist), so wie Kammermusik bei Professor Sergio Azzolini, Benjamin Engeli und Mike Svoboda. 2020 hat er das CAS Freie Improvisation/Improvisierte Kammermusik bei Professor Alfred Zimmerlin und Professor Fred Frith an der Musikhochschule Basel absolviert. Sein Repertoire umfasst Werke von der Barockzeit bis zur Moderne, in erster Linie aber Musik der Klassik und Romantik, insbesondere Kompositionen von Mozart, Beethoven, Schubert, Chopin und Liszt. Daneben gilt Giovanni Fornasinis musikalisches Interesse seit seinem ersten Studienjahr im Konservatorium auch der Kammermusik und Liedgestaltung.
Giovanni Fornasini ist seit 2012 als Klavierlehrer in der Regionale Musikschule Burgdorf tätig.
Franziska Badertscher engagiert sich im klassischen Flötenrepertoire wie in der zeitgenössischen und experimentellen Musik. Sie ist in der freien Improvisation tätig und betritt mit ihren oft überraschenden Ideen gerne Neuland.
In ihren Atelierkonzerten setzt Franziska Badertscher die Vielfalt künstlerischer Ausdrucksformen in neue Beziehungen und verbindet sie miteinander. Ihr Schaffen ist von Forschergeist und dem Willen zum Wagnis geprägt. Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Kammermusik. Sie spielt in verschiedenen festen Formationen und in vielen wechselnden Besetzungen.
Die Künstlerin engagiert sich in besonderem Masse für schweizerisches Musikschaffen und für neue Musik: Uraufführungen von Kammermusikwerken der Komponisten David Wohnlich, Robert Suter, René Gerber, Meinrad Schütter, John Frith. Viele dieser Kompositionen wurden Franziska Badertscher gewidmet.
Einspielung der Flötenwerke von René Gerber bei Gallo Cd-778, 1996.
«Vous portez en vous une œuvre authentique». Masterpieces of Swiss Music for Flute and Piano, erschienen bei VDE-GALLO, 2014.
Franziska Badertschers Name steht auch auf Chanson- und Cabaret-Programmen und an der Basler Fasnacht kann sie unter einer Larve erahnt, vielleicht sogar erspäht werden, wenn sie mit eigens für sie komponierten Märschen durch die Gassen zieht.
Flöte, Improvisation, Cabaret, Fasnacht, Chansons — Etiketten, die eingrenzen und begrenzen und die Franziska Badertscher neu zeichnet, um sie immer an überraschenden Orten anzubringen.
Zum Konzert ein Artikel von David Wohnlich:
Träume sind, so lehrt uns die Psychologie, wichtig für uns. Denn sie machen die verdrängten Inhalte unserer Psyche in symbolischen Bildern für uns sichtbar. Träume wären demnach eine zweite Ebene der Wahrnehmung unserer selbst und sollten deshalb ernst genommen werden.
Das tun wir ja auch, schließlich nehmen wir sie — zumindest während des Schlafs — sehr ernst, ob sie uns nun bedrängen oder beglücken. Sie sind Teil von uns — niemand, schrieb Hermann Hesse sinngemäß, träume, was ihn nichts angehe.
Das achtsame Lauschen auf das eigene Innere war Künstlerinnen und Künstlern schon immer wichtig; gegen das Ende des 19. bis in die ersten Jahre des 20. Jahrhunderts wurde es für viele sogar umfassend werkbestimmend; was man schrieb, malte, komponierte, tanzte, folgte den Eindrücken inneren Erlebens, und Träume gehörten natürlich dazu. Traditionelle architektonische, formstrenge Gefüge lösten sich auf, befreiten sich. In der Musik folgten Form, Harmonie, Melodik und Rhythmik nun nicht mehr konstruierten Gesetzen, sondern eben diesen Eindrücken inneren Erlebens oder, auf Latein, der IMPRESSIO, dem inneren Eindruck — folgerichtig wird das Werk, das daraus folgt, als impressionistisch bezeichnet.
In diesem Konzert wird die Wandlung von klassischer Formstrenge zu innerem Erleben vielleicht am deutlichsten bei Debussys «Etudes d’après Monsieur Czerny» — ein köstlicher Spass für alle, die in angstbesetzten Klavierstunden formstrenge Czerny-Etüden auf und ab lernen sollten und nun sehen können, wie ein musikalisch hochbegabter Meister sie erlebt hat; hier hören Sie, wie Fantasie Form überwindet.
Ähnliches demonstriert Cécile Chaminades «Pastorale enfantine» (kinderleichte Pastorale), die nun dank ausschweifender Fantasie wohl alles andere als kinderleicht zu spielen ist.
Das Programm ist zu reichhaltig, als dass ich hier auf alle Stücke eingehen könnte; Sie haben selbst das Glück zu erleben, wie hier auf verschiedene Weise die steife alte Distanz der Klassik überwunden wird und wie direkt die Impressionen auf Ihr eigenes Inneres wirken.
David Wohnlich