Die Namen der Schweiz

Alberigo TuccilloGeschichte, Sprache 2 Kommentare

Im 14. Jahrhundert taucht in historischen Dokumenten der Begriff ‹Schweysers› erstmals auf. Damit sind allgemein die Einwohner — oder eher der Bewohnerinnen und der Bewohner — der drei Waldstätten Uri, Schwyz und Unterwalden gemeint, die 1291 die Eidgenossenschaft gegründet hatten, was — ohne auf historische Aspekte genauer eingehen zu wollen, die über die reine Sprachgeschichte hinausgehen — keine Staatsgründung war. Den Begriff ‹Kanton› gab es damals ebenfalls noch nicht. Der wurde erst im 16. Jahrhundert eingeführt und als Bezeichnung für ein politisches Gebilde festgelegt. So wurden nach und nach und immer häufiger die Bewohnerinnen und der Bewohner der nicht klar umrissenen Gebiete um den Vierwaldstättersee und den Zugersee ‹Schweyser›, ‹Schwyser›, ‹Schwytzer› oder ‹Schwyter› genannt. Der Name der Waldstätte ‹Schwyz› stammt ursprünglich von den Alemannen ab, die das Land nach den Kelten besiedelten, ist jedoch etymologisch nicht geklärt.

Die Alte Eidgenossenschaft war politisch-rechtlich gesehen ein lockerer Bund von Städten und Ländereien von sehr unterschiedlichem Status, der vor allem von den Machtinteressen der einzelnen Mitglieder und nicht von einer gemeinsamen Ideologie oder Identität geprägt war. Die idealisierten Erzählungen über die Eidgenossenschaft, die sich seit dem 15. Jahrhundert auch lateinisch ‹Liga vetus et magna Alamaniae superioris› (Alter großer Bund oberdeutscher Lande) nannte, bildeten seit dem 16. Jahrhundert ein zentrales Element eidgenössischer und später schweizerisch-nationaler Identitätsbildung.

Zwischen 1798 und dem 1799 kam es mit der ‹Campagne d’Helvétie› zum Krieg zwischen der ‹Ersten Französischen Republik› und der Eidgenossenschaft. Der französische Sieg brachte die militärische Besetzung eines großen Teils des Territoriums der heutigen Schweiz durch Frankreich und die Gründung der ‹Helvetischen Republik› als Tochterrepublik mit sich. — Damit taucht ein weiterer sprachgeschichtlich interessanter Name auf: Helvetier.

Die Helvetier waren ein keltischer Volksstamm, der seit Ende 2., Anfang 1. Jahrhundert v. Chr. im heutigen schweizerischen Mittelland sowie in Südwestdeutschland siedelte. Die Helvetier sind vor allem wegen ihrer Rolle in den Berichten Julius Cäsars im ‹De bello Gallico› (Vom Gallischen Krieg) bekannt.

Nach Julius Caesar bestanden um 60 v. Chr. vier helvetische Stämme, von denen er die ‹Verbigener› und die ‹Tiguriner› nennt. In anderen Quelle werde zudem die ‹Tougener› und ‹Toutonen› genannt. Es ist umstritten, ob letzterer Stamm mit den von Livius als Teutonen bezeichneten Germanen identisch ist. 

Wie dem auch sei: die Helvetier waren Kelten und keine Alemannen, lebten im Mittelland, im Gebiet des Juras, der Aare und des Rheins und nicht in der alemannischen Zentralschweiz, die bis ins 6. Jahrhundert ohnehin kaum besiedelt war. Die Helvetier vermischten und lösten sich samt ihrer Sprache in der römischen und alemannischen Bevölkerung vollkommen auf. Der moderne Begriff ‹helvetisch›, dem wir etwa in ‹Helvetischer Bund› oder in ‹Confoederatio Helvetica› ist eigentlich eine gelehrte Neuschöpfung, die nichts mit den von Cäsar erwähnten und beschriebenen keltischen Helvetiern zu tun hat.

Zur Namen-Herkunft Deutschlands: https://tuccillo.ch/die-namen-der-deutschen/ 🇩🇪

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Zur  Namen-Herkunft von Liechtenstein: https://tuccillo.ch/liechtenstein/ 🇱🇮

Zur Namen-Herkunft Italiens: https://tuccillo.ch/italien/ 🇮🇹

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Kommentare 2

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      Ja, klar. Die besiedelten bis ins 5. Jahrhundert ganz Nordwestitalien bis zur nördlichen Toskana. Die Stadt Lucca ist eine keltische Gründung und der Name der Stadt leitet sich vom keltischen Wort ‹Luk› (Moor, Sumpf) ab.

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