Die ältesten schriftlichen Aufzeichnungen, die je gefunden wurden, stammen ungefähr aus dem Jahr 3000 vor der Zeitrechnung und wurden von den Sumerern in der Kulturlandschaft Vorderasiens, im Zweistromland oder Mesopotamien erzeugt (von Griechisch ‹Μεσοποταμία› [Mesopotamía], was ‹zwischen den Flüssen› bedeutet; und gemeint sind die Flüsse Tigris und Euphrat). Es handelt sich dabei um Tontafeln mit Aufzeichnungen in der eigens dazu entwickelten Keilschrift, die von Verwaltern, wahrscheinlich von Priestern innerhalb großer Tempeleinrichtungen gefertigt wurden, um die Aufnahme und Verteilung von Waren zu dokumentieren, die in speziell dazu errichteten und eingerichteten Magazinen eingelagert wurden.
Die Entwicklung der Keilschrift begann im vierten Jahrtausend vor der Zeitrechnung und konvergiert über mehrere Jahrhunderte aus verschiedenen früheren Methoden der Aufzeichnung zu einer Frühform, die sich dann wieder in Varianten auffächert, um sich den sehr verschiedenen Sprachen anzupassen, darunter Sumerisch, Akkadisch, Babylonisch, Assyrisch, Elamisch, Hethitisch, Urartäisch und Altpersisch.
Die früheste bekannte Form der Keilschrift entwickelte sich gleichzeitig in mehreren Völkern, die in organisierten Stadtstaaten mit zentralisierten Volkswirtschaften im heutigen Südirak lebten.
Da Tempelbeamte viele Ressourcen wie Baumaterialien, Brennmaterialien, landwirtschaftliche Erzeugnisse, vor allem Getreide, Geflügel, Schafe und Rinder dokumentieren mussten, war es offenbar nicht mehr möglich, sich allein auf das Gedächtnis zu verlassen, sodass eine alternative Methode erforderlich wurde. Zudem mussten Informationen über die Ansprüche auf eigelagerte Waren und allenfalls über geschuldete Gebühren für deren Aufbewahrung auch Beamten zugänglich sein, die bei der Annahme und Einlagerung der Waren nicht persönlich zugegen waren. Anfangs bestanden die Aufzeichnungen, also die Vorstufen von Texten, aus Piktogrammen — das heißt: aus einfachen Bildern, welche die aufgezeichneten Gegenstände darstellten.
Im Laufe ihrer dreitausendjährigen Geschichte wurde die Keilschrift angepasst, um etwa fünfzehn verschiedene Sprachen aufzuzeichnen.
Die erste bekannte Schriftsprache Mesopotamiens war Sumerisch, und die meisten frühen Inschriften wurden in Uruk — (Sumerisch ‹𒀕𒆠› [Unug]; biblisch Hebräisch ‹אֶרֶךְ› [Éreḵ]; Griechisch-Römisch ‹Ὀρχόη› [Orchoe), heue Arabisch ‹الوركاء› [al-Warkā] — gefunden, was darauf schließen lässt, dass die Schrift dort ihren Ursprung haben könnte. Schreiber drückten zunächst mit spitzen Werkzeugen Bildsymbole in weichen Ton. Schließlich erkannten sie, dass stilisierte Zeichen schneller zu erstellen und leichter zu erkennen waren, was zur allmählichen Standardisierung der abstrakten Zeichen führte.
Mit der Zeit entwickelten sich diese Keilschriftsymbole zu phonetischen Lauten, wodurch die Aufzeichnung gesprochener Sprache möglich wurde. Dieser Fortschritt ermöglichte den Ausdruck komplexer Ideen und die echte Weitergabe von Wissen. Der Begriff ‹Keilschrift› bezieht sich also einzig auf die Gestalt, auf die Form der Zeichen, die von Schilfgriffeln auf Tontafeln gemacht wurden.
Die Schrift wurde ursprünglich für Verwaltungsunterlagen, später jedoch auch Briefe und sogar für echte Literatur wie etwa das Gilgamesch-Epos und für historische Berichte verwendet. Einige der bedeutendsten Sammlungen von Keilschrifttafeln wurden in der riesigen Bibliothek von Assurbanipal (83. assyrische König) entdeckt.
Das British Museum besitzt eine der weltweit bedeutendsten Keilschriftsammlungen, die aus etwa 130’000 Texten und Fragmenten besteht. Die Ausgrabungen der Bibliothek wurden von Austin Henry Layard geleitet, der die Bedeutung dieser Tafeln sofort erkannte und erklärte: «Sie liefern uns Materialien, um die Keilschrift vollständig zu entziffern, die assyrische Sprache und Geschichte wiederherzustellen und die Bräuche, Wissenschaften und Literatur seines Volkes zu erforschen.»
Die Entzifferung der Keilschrift begann bereits im 18. Jahrhundert, als europäische Gelehrte nach Beweisen für biblische Ereignisse suchten. Reisende und Archäologen entdeckten antike mesopotamische Städte und bargen Tausende von Tafeln mit Keilschriftaufzeichnungen. Durch die engagierte Arbeit mehrerer Gelehrter wurde die Schrift nach und nach entziffert. 1857 schickte die ‹Royal Asiatic Society› eine neu entdeckte Ton-Inschrift, die die militärischen und jagdlichen Heldentaten von König Tiglatpileser I. beschrieb, an vier Experten — Henry Creswicke Rawlinson, Edward Hincks, Julius Oppert und William H. Fox Talbot —, die sie unabhängig voneinander mit übereinstimmenden Ergebnissen übersetzten. Dies bestätigte die erfolgreiche Entzifferung der Keilschrift, obwohl einige Aspekte davon heute noch nicht vollständig geklärt sind und weiter untersucht werden.
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