Halm mit Beil

Alberigo TuccilloGeschichte, Sprache Schreibe einen Kommentar

Nachdem ich den letzten Artikel über das Wort ‹Nostalgie› hochgeladen hatte, in dem nebenbei von der ‹Päpstlichen Schweizergarde› die Rede war, wurde ich mehrfach gebeten, auch Herkunft und Geschichte des Wortes ‹Hellebarde› zu klären, was ich hiermit gern nachhole.

Die Bezeichnung der alten Stoß- und Hiebwaffe, die aus einem langen Stiel mit axtförmiger Klinge und scharfer Spitze besteht, beruht auf Mittelhochdeutsch ‹helmbarte›, gelegentlich auch ‹helnbarte›. Das Wort setzte sich zusammen aus dem gemeingermanischen Wort ‹helm›, das auf die indoeuropäische Wurzel ‹*k̑el-› zurückgeht, und dem althochdeutschen ‹barta›, ‹bartha› oder ‹barda›.

Beide Teile des Kompositums sind tückisch und können leicht zu Fehldeutungen führen — was sich leider in der nahen Vergangenheit auch oft sogar in publizierten falschen Behauptungen niedergeschlagen hat.

Das Wort ‹helm› in der mittelhochdeutschen ‹helmbarte› hat nichts mit einem Schutzhelm zu tun. Aus der indoeuropäischen Wurzel ‹*k̑el-› leiten sich die Wörter ab: Mittelhochdeutsch ‹helm› (Stiel von Werkzeugen wie Hammer, Fäustel, Schlägel, Beil, Axt), ‹Holm› (Griffstange des Barrens), ‹Halm› (dünner Stängel einer Pflanze, Gras- oder Strohhalm), ‹Halfter› (Zaum) und einige mehr. 

Auch das Wort ‹barte› ist nicht verwandt mit dem ‹Bart› (männliche Gesichtsbehaarung). Das althochdeutsche ‹barta› bedeutete schlicht ‹Beil, Axt›. Den vorderen Teil eines Schlüssels, der in das Schlüsselloch eingeführt wird und durch seine individuelle Form die Schlossriegel bewegt, nennt man heute noch ‹Schlüsselbart›, weil dieser bei älteren und bei weniger sicheren Schlüsselmodellen an Kopf und Schneide einer Axt erinnert. ‹Hellebarde› bedeutet also schlicht ‹Axt an einem (langen) Stiel›.

Aus dem Deutschen übernommen sind auch Französisch ‹hallebarde›, Italienisch ‹alabarda›, Englisch ‹halberd›, Hebräisch ‹הלבּרד› [halberd], Lateinisch ‹arma halberda›.

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