Die Wahl des Papstes, des Oberhaupts der römisch-katholischen Kirche, ist in einem speziellen Regelwerk festgelegt, das sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hat. Die genauen Vorschriften zur Papstwahl sind hauptsächlich in folgenden kirchenrechtlichen Texten festgeschrieben:
Rechtsquellen zur Papstwahl: 1. ‹Codex Iuris Canonici (CIC)› — das kirchliche Gesetzbuch der katholischen Kirche. — 2. ‹Universi Dominici Gregis (Apostolische Konstitution) von 1996 — von Papst Johannes Paul II. erlassen; regelt die Papstwahl nach dem Tod oder Rücktritt eines Papstes. — 3. Ergänzungen durch spätere Päpste, zum Beispiel Benedikt XVI. (2007/2013) und Franziskus (2021).
Voraussetzungen, um Papst werden zu können: 1. Nur Männer können Papst werden, da laut katholischer Lehre nur Männer das Priester- und Bischofsamt bekleiden dürfen. Das Papstamt ist mit dem Amt des ‹Bischofs von Rom› verbunden — und da nur Männer Bischöfe sein können, ist dies eine faktische Voraussetzung. — 2. Der Papst muss ein getaufter Katholik sein. Ohne Zugehörigkeit zur katholischen Kirche ist keine Papstwahl möglich. — 3. Die Bischofsweihe und folglich die Priesterweihe ist de facto eine notwendige Voraussetzung zur Papstwahl, doch theoretisch könnte jeder katholische, männliche Getaufte zum Papst gewählt werden. In der Vergangenheit war dies aus machtpolitischen Gründen mehrfach der Fall. In der Praxis wird heute aber ausschließlich ein Kardinal gewählt, der folglich bereits Bischof ist. Sollte jemand gewählt werden, der noch kein Bischof ist, müsste dieser umgehend geweiht werden, bevor er das Amt antritt (CIC, Can. 332 §1). — 4. Nur die Kardinäle unter achtzig Jahren sind wahlberechtigt (Wahlkörper). Die Wahl findet im sogenannten ‹Konklave› statt, das in der Sixtinischen Kapelle in Rom abgehalten wird. Eine gültige Wahl erfordert eine Zweidrittelmehrheit der anwesenden Kardinäle. Es gibt keinen formellen Ausschluss von Nicht-Kardinälen oder Laien. Wie bereits gesagt, könnte rein theoretisch jeder katholische Mann gewählt werden. Aber: wie ebenfalls schon erwähnt, wird in der Praxis der Papst aus den Reihen der Kardinäle gewählt und ein Laie oder einfacher Priester müsste sofort nach der Wahl zum Bischof geweiht werden.
Das ‹Konklave› ist der feierlich abgeschottete Prozess, bei dem die Kardinäle der römisch-katholischen Kirche den neuen Papst wählen. Das Wort Konklave stammt vom lateinischen ‹cum clave› (mit Schlüssel) und bezieht sich darauf, dass die Wahl in Abgeschlossenheit und unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet — ‹unter Verschluss oder Ausschluss!› Der Ablauf ist folgendermaßen streng geregelt, um äußere Einflüsse auszuschließen.
Die ‹Sedisvakanz› (Vakanz des Apostolischen Stuhls) beginnt mit dem Tod oder dem Rücktritt eines Papstes. Wenn der Apostolische Stuhl vakant ist, übernimmt die ‹Kardinalskammer› die Verwaltung der Kirche.
Der ‹Camerlengo› (Kardinalkämmerer) organisiert nun das Konklave: Innerhalb von fünfzehn bis zwanzig Tagen nach dem Beginn der Sedisvakanz treffen sich die Kardinäle in Rom. — Zur Erinnerung: Nur Kardinäle unter achtzig Jahren sind stimmberechtigt.
Vor Beginn des Konklaves leisten alle wahlberechtigten Kardinäle in der ‹Sixtinischen Kapelle› einen feierlichen Eid, die Wahl ordnungsgemäß durchzuführen und Stillschweigen zu bewahren. — Danach werden sie eingeschlossen — früher wurde der Zugang zur Sixtinischen Kapelle sogar zugemauert. Die Kardinäle dürfen absolut keinen Kontakt zur Außenwelt haben (kein Mobiltelefon, keine Verbindung zu Medien).
Pro Tag sind zwei Wahlgänge am Vormittag und zwei am Nachmittag vorgesehen (maximal vier Wahlgänge pro Tag). Die Wahl erfolgt geheim, schriftlich und anonym. Jeder Kardinal schreibt den Namen seines Kandidaten auf einen Stimmzettel.
Ein Kandidat benötigt, wie oben erwähnt, die Zweidrittelmehrheit der anwesenden Kardinäle. Nach jeder Wahlrunde werden die Stimmzettel zusammen mit einem Brennstoff verbrannt und von außerhalb des Sixtinischen Kapelle wird der Rauch sichtbar: Je nachdem, ob die Wahl erfolgt ist oder nicht, wird den zu verbrennenden Wahlzettel ein anderer Stoff beigegeben, der den Rauch entweder schwarz (fumata nera) färbt (Wahl war nicht erfolgreich) oder weiß (fumata bianca), wenn der neue Papst gewählt wurde.
Der zum Papst gewählte Kardinal wird gefragt: Acceptasne electionem de te canonice factam in Summum Pontificem? (Akzeptierst du deine kanonisch erfolgte Wahl zum Papst?) Bei Annahme wird er dann gefragt: Quo nomine vis vocari? (Welchen Namen willst du tragen?) — Danach wird er sofort zum Papst. — Der ‹Kardinalprotodiakon› tritt auf den Balkon des Petersdoms und verkündet die berühmten Worte: Habemus Papam! (Wir haben einen Papst!) — Der neue Papst erscheint und spendet den ersten apostolischen Segen ‹Urbi et Orbi› (der Stadt und dem Erdkreis).
Die Sixtinische Kapelle und die angrenzende Casa Santa Marta, wo die Kardinäle während des Konklaves wohnen, werden auf technische Abhörsicherheit geprüft, sodass nach Ansicht des Vatikans jeglicher Einfluss von außen ausgeschlossen werden kann.
Die Wahl eines bestimmten Papst-Namens ist in der Regel ein Zeichen für die Richtung, in die der neue Papst die Kirche führen will. Beispiele: Franziskus (Papst seit 2013) wählte seinen Namen als erster Papst, um Franz von Assisi und dessen angeblichen (historisch allerdings nicht vertretbaren) Lebensstil in Demut, Armut und Frieden zu folgen. — Benedikt XVI. (2005–2013) nahm durch die Wahl seines Namens Bezug auf Benedikt XV., dem vermeintlichen Friedenspapst während des Ersten Weltkriegs, und auf den Heiligen Benedikt von Nursia, Vater des westlichen Mönchtums, Symbol für Tradition und geistige Tiefe und europäischen Ursprung des Christentums. — Johannes Paul II. (1978–2005) kombinierte wie sein Vorgänger Johannes Paul I (Luciani) die Namen Johannes (Johannes XXIII., Reformer und Einberufer des Zweiten Vatikanischen Konzils) und Paul (Paul VI., Fortführer des Konzils). — Namen wie Pius, Leo, Gregor, Innozenz, Urban oder Clemens waren im Mittelalter und in der frühen Neuzeit sehr beliebt. Indessen wurden die Namen Petrus (aus Respekt vor dem ersten Papst, dem Apostel Petrus) und Judas (wegen der Negativität, die man der Figur andichtet) stets gemieden.
Dazu empfohlene Lektüren:

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‹Die nackten Masken›,
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dtv
Kommentare 3
Diese exakte Beschreibung des Ablaufs einer Papstwahl kommt bei mir leider über 60 Jahre zu spät…
Wer mich kennt, der weiss, dass ich eine blühende Fantasie habe – und vor allem als Kind hatte. Damals hat man mir nur erklärt, dass bei schwarzem Rauch der Papst nicht gewählt wurde, sondern erst beim Aufsteigen des weissen Rauchs. Woher dieser Rauch kam, blieb meiner Fantasie überlassen, die natürlich sofort entsprechende Blüten trieb. Ich stellte mir vor, da wäre einer als Papst zur Wahl vorgeschlagen worden. Wollten die anderen Männer diesen aber nicht haben, dann wurde er halt kurzerhand verbrannt, was natürlich schwarzen Rauch erzeugte. Das wurde dann so oft wiederholt, bis man den passenden Papst hatte.
Author
Oh wie hübsch doch diese Kinderfantasie ist, Sabina! 😘
In jungen Jahren hatte ich mich als linguistischer Berater und Editor beim Vatikan beworben und erhielt keine Antwort. Aber wenn ich den Job bekommen hätte, würde ich jetzt der Kurie dein Wahlverfahren garantiert vorschlagen! 😇
😀 (Deine Antwort, versehen mit einem kleinen Heiligenschein.) Lachen am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen.