Es gibt Wörter und Wendungen, deren Bedeutung so sonnenklar zu sein scheint, dass die Wissenschaft kein dringliches Interesse an ihnen hat. Doch gerade an solchen Beispielen zeigt und beweist sich die Strenge wissenschaftlichen Vorgehens: Was nicht untersucht und belegt ist, wird nicht behauptet! weiter lesen >
Apologie der scheinbaren Nutzlosigkeit
Wozu betreibt man überhaupt Sprachforschung? Ist es nicht ein unnötiger Luxus, um nicht zu sagen eine Geld- und Energieverschwendung, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dafür zu bezahlen, dass sie ausgestorbene Sprachen rekonstruieren, Etymologien erklären, Verwandtschaften zwischen Sprachen und Sprachfamilien aufzeigen und uns auf eigentlich harmlose Irrtümer beim Verwenden unserer Sprache hinweisen? weiter lesen >
Der Freund
Die Teller waren abgetragen. Man wartete auf das Dessert, ein schlichtes, nur ein kleines Stück Apfelkuchen, und auf den Kaffee. Vielleicht würde einer der Herren noch einen Schnaps mögen, aber dann… dann würde es bald ausgestanden sein. weiter lesen >
Amuse-Bouche 97 bis 100
Aber die Geschichte, die ich heute erzählen will, handelt zwar von flinken Wespen und arbeitsamen Bienen, jedoch nicht von Insekten. Und weil sich diese Geschichte ausnimmt wie ein Märchen, will ich sie auch so erzählen. weiter lesen >
Amuse-Bouche 91 bis 96
Wer ein Haar in der Suppe sucht, ist pedantisch, pingelig, kleinlich, übergenau, aber auch in gewisser Weise unlauter, unredlich, denn es geht den jede Suppe durchforschenden Haarsuchenden mitnichten darum, die Wahrheit zu ergründen, sondern bloß hartnäckig nach einem fadenscheinigen Grund zu trachten, mit dem die vorgefasste Ablehnung eines Arguments, eines Gedankens, einer Ansicht begründet werden kann. weiter lesen >
Amuse-Bouche 86 bis 90
Nummer 86: Obwohl Johann Peter Hebels deliziöse Kalendergeschichte «Kannitverstan» (1808) wohl alle kennen, rufe ich sie mit einer kurzen Inhaltsangabe richtig ins Gedächtnis zurück, damit wir dann eine Überlegung anstellen können, die nicht eigentlich sprachwissenschaftlich ist, aber das nicht immer …
Linguistische Amuse-Bouche 81 bis 85
«Weißt du, woher ‹sich verzetteln› kommt?» — «Na, wahrscheinlich davon, dass man früher alles auf Zetteln festhielt: Termine, Ideen, Skizzen…» — «Eben nicht! Aber das ist ja das Tolle! Wenn du es nicht weißt, wissen es viele andere auch nicht, und das gibt ein interessantes Amuse-Bouche!» weiter lesen >
Linguistische Amuse-Bouche 76 bis 80
Die Metapher ersetzt nicht das Gemeinte durch ein konventionelles Zeichen, sondern nennt das Gemeinte, ohne es zu ersetzen, mit einem unkonventionellen Wort oder mit mehreren unkonventionellen Wörtern, wodurch eine Spannung entsteht und die Lesenden oder Zuhörenden sich die Frage stellen müssen: Warum wird dieser Gegenstand, dieser Sachverhalt, diese Person mit einem nicht konventionellen Wort bezeichnet? Warum wird das ‹Alter› hier ‹Abend› genannt? Warum steht in diesem Text ‹wir sitzen alle im selben Boot›, wo doch gar niemand in einem Boot sitzt? weiter lesen >
Linguistische Amuse-Bouche 71 bis 75
Im Jahr 1183 war die Macht des Dogen von Venedig, Sebastiano Zani, der im Wesentlichen ein Bankier war, dermaßen groß, dass er Kaiser Friedrich Barbarossa im Konstanzer Frieden die Bedingung diktieren konnte, auf die Geldsouveränität zu verzichten und der Republik Venedig das Geld- und Währungsrecht zu gewähren. weiter lesen >
Linguistische Amuse-Bouche 66 bis 70
Einige schrieben von links nach rechts, andere von rechts nacht links. Am verbreitetsten war das sogenannte ‹Bustrophedon› (so, wie die Ochsen pflügen), das heißt: erste Zeile von links nach rechts, zweite von rechts nach links, dritte wie die erste und vierte wie die zweite… — an sich schon schwierig genug; aber die meisten Texte sind Fragmente! Und wie zum Kuckuck weiß ich, ob das, was ich grad vor mir habe, eine zwölfte oder eine dreizehnte Zeile ist? Und wie weiß ich, ob der Schreiber von links nach rechts oder umgekehrt angefangen hat? weiter lesen >